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                                         Die Romanische Philologie beschreibt einen wesentlichen Teil der europäischen Mehrsprachigkeitslandschaft: die Welt der romanischen Sprachen.Die 
didaktische Mehrsprachigkeitsfor-schung zielt auf die Optimierung des 
Erlernens von Fremdsprachen und die Entwicklung der sprachenteiligen 
Gesellschaft. Dass nun Französisch, Italienisch, Portugiesisch oder Spanisch in 
Deutschland vor allem als zweite oder dritte Fremdsprache erlernt werden, 
erklärt das Interesse der romanistischen Mehrsprachigkeitsdidaktik am Bereich 
der Tertiärsprachen. Dem inferentiellen Lern-begriff folgend, erforscht 
sie mit empirischen Methoden die Interaktion der sprachlichen und kulturellen 
Vorkenntnisse mit neuen Lerninhalten sowie deren Einformung in das deklarative 
und prozedurale Sprachenwissen. Durch die Analyse der beim Lernen greifenden 
mentalen Prozesse beschreibt sie den Erwerb einer nachgelernten Fremdsprache und 
deren Rückwirkung auf schon verfügbare Sprach-bestände. Das betrifft nicht allein 
sprachliche Zusammenhänge, sondern ebenso das Ver-halten von Lernenden in 
bestimmten Lern-situationen und Lernarrangements. Zur ihrer grundlegenden 
Forschung zählt daher die Untersuchung von außen- und selbst-gesteuerten 
fremdsprachlichen Erwerbspro-zessen nach der Formel
 
  wobei Sigma das gesamte 
Sprachenwissen eines Individuums bezeichnet. Die didaktische 
Mehrsprachigkeitsforschung hat es sowohl mit sprachlichen Oberflächen (lingualen Transferbasen) zu tun als 
auch mit ihrer mentalen Verarbeitung sowie den Strategien und Techniken der 
Lernsteuerung. Denn auch im Bereich der Lernerfahrungen sind 
(lern)ökonomische Effekte aus dem Erlernen unterschiedlicher Zielsprachen 
erreichbar. Nach den Ergebnissen mehrerer mehrsprachigkeits-didaktischer Analysen 
führt der interlinguale Transfer nicht nur zum Wachstum von deklarativem 
und prozeduralem Wissen in einer nachgelernten Sprache sowie zur Stabilisierung 
von vorgelernten Sprachbeständen. Er generiert auch didaktische Kenntnisse, die 
aus der Zusammenführung des Wissens aus unterschiedlichen Sprachen und der 
an-hängigen Lernerfahrungen entstehen. Dies erscheint umso 
wichtiger, als im schulischen Rahmen die Dauer des Sprachenunterrichts begrenzt 
ist und nicht-sprachliche Fächer zunehmend in einer anderen als der 
Muttersprache der Schüler oder der Sprache der Schule unterrichtet werden 
(bilingualer Sachfachunterricht).
 Das Vergleichen von 
unterschiedlichen lingualen Oberflächen und ihrer mentalen Interaktion bei 
Lernenden erzeugt nicht nur deren Sensibilisierung für eine einzelne Sprache. 
Indem Lernende entsprechende Elemente und Funktionen der Sprache 'Lx' mit denen 
von 'Lx+1' oder 'Lx+3' deklarativ und/oder prozedural vergleichen, konstruieren 
sie explizit und/oder implizit ein Sprachenwissen, das sich aus den Strukturen 
der mental miteinander verbundenen Sprachen speist. Es handelt sich in der Tat 
um interlinguistisches Wissen.
 
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Was nun die Regularitäten 
der (neuen) Zielsprache betrifft, so entdecken sie diese vermittels des 
Aufstellens und Überprüfens von Hypothesen. Dabei greifen sie auf sich anbietende 
Transferbasen aus den aktivierten Sprachen zurück. Auf diesem Wege bauen die 
Lernenden eine Spontan- oder Hypothesen-grammatik auf. Wie beim 
Erstsprachenerwerb ist diese systematisch und doch hochgradig 
dynamisch, ja ephemer, denn sie modifiziert sich mit jeder sprachlichen 
Handlung, die das Individuum erfolgreich rezeptiv oder aktiv 
vollzieht.Dank der vollzogenen 
interlingualen Transfer-prozesse entdecken die Lernenden ein Intersystem, welches ihr Wissen aus 
verschiedenen Sprachen miteinander vernetzt und zwischensprachliche 
Korrespondenz-regeln (positive wie negative Transferbasen) ausbildet. Wird in 
diesem Stadium Bewusstheit ausgebildet, so handelt es sich um Mehrsprachenbewusstheit (multi-language awareness). Während sich 
nun die Spontangrammatik immer wieder neu aufbauen muss, speichert das 
Intersystem die positiven und negativen Transfererfahrungen langfristig. Im 
Gegensatz zur Spontangrammatik ist es daher vergleichsweise 
stabil.
 Parallel zum Wachstum der 
einzelsprachlichen und zwischensprachlichen Wissensspeicher vergrößert sich aber 
auch das Wissen über das Lernen selbst (learning awareness), soweit die 
Lernerfahrung Teil der beobachtenden Bewusstseinsbildung wird. Dies 
unterstreicht die Bedeutung der Lernsteuerung. Da dieses Wissen am 
Gegenstand der Interaktion zwischen Sprachen gewonnen wird, könnte man in 
Erweiterung von Mario Wandruszkas Begriff der Interlinguistik auch von einer Interdidaktik sprechen. Welch ein 
Desiderat interdidaktische Forschung aus der Sicht von Lernenden darstellt, 
zeigt sich zum Beispiel daran, dass die bis heute gängige einzelsprachliche 
didaktische Grammatiko-graphie schon aufgrund terminologischer Mehrdeutigkeiten 
und fehlender didaktisch wirksamer sprachvergleichender Darstellungen den 
Lernenden keine optimalen Hilfen an die Hand gibt.
 
   
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